Freitag, 6. Januar 2012

04.01.2012 Bangalore touristisch gesehen


Silk dreams
Ich versuche es erneut mit dem frühen aufstehen und es funktioniert deutlich besser. Dafür herrscht im Frühstücksraum jetzt das Chaos vor. Viele Gäste – einige kenne ich zumindest der Stimme nach.
In den Zimmern neben mir und um mich herum ist eine indische Familie eingezogen, diese diskutiert leidenschaftlich gerne miteinander. Da sich geschlossene Hotel-Zimmertüren bei Diskussionen als Hinderlich erwiesen haben – öffne man einfach die Türen – jetzt gelingen auch Gespräche über die Zimmergrenzen hinweg. Alternativ kann man sich auch auf dem Flur treffen. Nun bin ich die intimsten Familiengeheimnisse eingeweiht, kann aber rein gar nichts dazu sagen, da die Familie einen indischen Dialekt genutzt hat. Beim Frühstück wurden mir die Gesichter zu den Stimmen präsentiert.
In europäisches Gesicht saß leicht abwesend sein Frühstück verspeisend und offensichtlich wenig an Gesprächen interessiert im Saal herum. Ich suchte mir einen Platz und frühstückte. Beim nachholen einiger Spezialitäten war ich dann eine Spur zu langsam und kehrte an einen blitzsauber aufgeräumten Tisch zurück an dem sich Teile (Vater und Kind) einer indischen Familie niedergelassen hatte. Der Tisch bot noch genügend Platz, also setzte ich mich wieder um meine Kleinigkeiten zu verspeisen. Kurze Zeit später tauchte die vermutliche Mutter auf. Sie realisierte die Situation und fragte ob es mein Tisch sei, und ob sie gehen sollten. Ich erklärte, dass wir den Tisch gerne teilen könnten, sie ließ sich jedoch nicht davon abbringen, dass sie an einen anderen Tisch ziehen. So saß ich schnell wieder alleine an meinem Tisch. Kurz darauf war ich auf der Reise zu meinem ersten Ziel dem „Bangalore Palace“.
Soldaten üben das Marschieren... am 26.01. republic day


Bangalore Palace
Der Palace wird am besten über eine Rikscha erreicht. Kostet ca. 70 Rupien und beinhaltet viele kleine Seitenstraßen damit man nicht im Stau herumsteht. Nebenbei ein unglaubliches Hupkonzert. Der Palast ist durch den Windsor Palace inspiriert und touristisch voll erschlossen.
Bangalore Palace
Bis auf den Fakt das sich kaum Touristen an den Ort verirrt haben. Das Eintrittsgeld plus Fotokamera Gebühr summieren sich zu 1000 Rupien(!) ca. 14 Euro. Der Audioguide spricht dafür sogar deutsch und die Führung ist sehr gut gemacht. Das Königshaus von Mysore hat in diesem Schloss zeitweise Hof gehalten und gewohnt.
Man beachte die Füße der Ständer für die Krüge

Knut im Festsaal

Ein absichtlich orientalisch wirkender Innenhof

Die Ausstellung gibt einen guten Einblick in das Privatleben der Königsfamilie. Die original Möbel stehen offen herum – und man kann sich ungehindert bewegen.
3 Frauen
Eines von vielen Freizügigen Bildern

Die Terrier-Lampe

Konsequenter weise führt einen der Weg auch durch das offzielle Büro des Managements, mit anwesenden Managern die ihrer Arbeit nachgehen. Da hat man durchaus Hemmungen die Kollegen bei der Arbeit zu stören – allerdings ist der Weg durch das Büro die einzige Möglichkeit die Tour zu beenden. Wer möchte kann sich mit Pferden und einer Kutsche durch das Gelände bewegen lassen. Die Offiziellen verstehen sich eher auf die Benutzung von BMW Fahrzeugen die im Eingangsbereich stehen.
Der BMW in der Toreinfahrt


HAL Aircraft Museum
In Bangalore gibt es eine lange Tradition für eine Luftfahrzeugproduktion. Verantwortlich ist die HAL (Hindustan Aeronautics Limited) die ein Museum betreibt. Dieses befindet sich in der Nähe des alten Airports. Der Rikscha Fahrer scheint das Museum nicht zu kennen, aber lässt sich auf 90 Rupien ein. Er fährt und fährt und fährt – schließlich erreichen wir die HAL Total-Mall. Das ist offensichtlich der letzte bekannte Punkt den der Fahrer kennt – leider will ich nicht aussteigen. So beginnt die Reise in die „Rural“ areas. Ab jetzt fragt er regelmäßig wie weit es noch ist und erfährt genauso regelmäßig das es noch weit ist. Immer geknickter sitzt der Mann hinter seinem Lenker und wiederholt mantra-artig far-far-far away. Beim 3. Oder 4. Nachfragen kehrt er grinsend zurück, fährt noch 200m und hält sehr erleichtert am Museum an.

Ich gebe ihm 120 Rupien und er zieht glücklich seine Wege. Das Museum ist nett aufgebaut. Es veranschaulicht die Geschichte von HAL die diverse Flugzeuge in Lizenz gebaut haben, häufig auch Kampfflugzeuge. Auffällig ist das sowohl amerikanische als auch russische Flugzeugtypen vertreten waren. Weiterhin wurden eigenverantwortlich Kampfjet-trainingsflugzeuge gebaut. Für Airbus werden Türen für den A320 zugeliefert. (Vielleicht auch wurden – das ist nicht so genau dargestellt. Viel Wert wird großformatige Fotos gelegt die die Ahnengalerie der Chefs und Chefentwickler mit diversen wichtigen Gästen wie Staatschefs und Kunden zeigen. Ebensowichtig und ebenso mit großforamtigen Schautafeln wird die allgemeine Entwicklung der Flugzeugindustrie dargestellt um das Unternehmen und seine Produkte dort einzuordnen. Der A380 hat sogar einen eigene Schautafel bekommen.
...Important milestones of HAL.

Die Sicht von HAL auf den A380

Die DOVE oder auch DEVON gebaut von HAL designed by De Haviland

Knut vor einem "Light combat Aircraft" Erstflug 2001

Ein anderes für mich sehr wichtiges Ziel war der Besuch der lokalen Cafeteria, leider wird dieses Thema vom HAL-Museum sehr vernachlässigt. Eine Packung Oreo-Kekse war das attraktivste Angebot. Zwei Kekse später hatte ich mich entschieden zur „Total-Mall“ zurückzufahren und dort nach einem Mittag zu suchen.
Die Total-Mall war etwas besser sortiert, aber leider nur wenn man auf Fast-Food steht. Nach 3x maliger Besichtigung aller Angebote wurde es ein Mc-Donalds Menu.
...Endlich eine fotogene Kuh. Gesichtet vor der Total Mall


Busfahren in Bangalore
Aus mir noch unerklärlicher Abenteuerlust wollte ich die Rückfahrt im Bus antreten. Alle Busse haben Numern – gut – leider gibt es keinen Fahrplan – schlecht. Weiterhin zeigt jeder Bus sein Ziel=Endhaltestelle an – gut – leider ausschließlich in indischen Buchstaben – blöd wenn man in dem Gebiet ein Analphabet ist. Dann besteht noch die Frage bei welcher Haltestelle man aussteigen möchte, hier wird es nachhaltig schwierig. Als Ziel habe ich also einfach die sogn. MG-Road angegeben. Das ist eine große (und nicht zu lange) Straße von der die Brigand Road in der mein Hotel liegt direkt abzweigt. Der erste Busfahrer war zuversichtlich das er zur MG-Road fährt. Die Strecke war recht lang und der Bus füllte sich und füllte sich. Ich stand irgendwann im letzten Drittel und konnte mich kaum bewegen. Der Gang in diesen Bussen ist so bemessen, dass sich eine schmale Person gerade so normal vorwärts bewegen kann. Die Sitzreihen sind natürlich so eng bestuhlt, dass man dorthin nicht wirklich ausweichen kann. Bisher hatte ich erwartet, dass zur Stadtmitte hin die Leute wieder aussteigen und war entsprechend überrascht als mehrer Gäste mir vehement Zeichen gaben. Zeichen? Wofür? Warum? Es waren welche die wohl mitbekommen hatten wo ich aussteigen wollte und die mir bedeuteten auszusteigen. Gut nur wie? Schlängeln, quetschen, noch mehr schlängeln und viel Kooperation aller Mitreisender und ich war tatsächlich draußen. Von außen sah der Bus noch voller und desolater aus, als von innen.
Der gut gefüllte Bus. Gleich muss ich aussteigen

Jetzt wäre es sehr sehr gut gewesen, wenn ich auch noch gewusst hätte wo ich wirklich bin. Das war aufgrund fehlender Straßenschilder schwer herauszufinden. Letztlich war es in der Nähe der MG road und ich habe sicher nach Hause gefunden.

Frisörbesuch
Bangalore hat üppige 30 Grad und so musste ich dringend einen Frisör besuchen. Kein Problem das freundliche Hotel wusste Rat und so wurden die Haare geschnitten und eine kleine Massage gab es noch dazu.

Abendessen an der Straße
Mein Abendessen habe ich an diversen Straßenständen eingenommen. Momo – sind so etwas wie dim sum – mit scharfer Würzsoße. Ein Chicken roll – ist eine sehr kleine Ausgabe einer Türkischen Pizza als Teig – gefüllte mit vielen Gewürzen und mariniertem Hühnchen. Feurig.  
Ein Wein und dann noch ein paar Fotos
Es gab noch etwas Wein zum Abend und eine kleine Fotosession – bevor ich am nächsten Tag nach Delhi aufgebrochen bin.

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