Dienstag, 31. Januar 2012

24.01. Backwater Tours and Cooking class


Gegen 08:00 sollten wir aus dem Princess-Inn Hostel abgeholt werden. Gegen 07:30 versuchte ich an ein Frühstück zu gelangen. Die Straßen von Fort-Kochi waren Menschenleer – wenn man von einigen gelangweilten Wachleuten absah. Einzig am Elite-Hotel und Restaurant regte sich Leben. In einem dunklen und etwas kahlen Ort saßen einige Touristen und knusperten auf Daumendicken Toastscheiben herum. Es gab eine kleine Bäckerei und ich suchte mir nach Lust und Laune einige Sachen heraus – dazu bestellte ich einen Tee.
Pünktlich um 08:00 war ich zurück und zusammen mit 2 Frauen wurden wir in einen kleineren Bus verfrachtet der noch einige weitere Hotels ansteuerte und sich so schnell bis auf den letzten Platz füllte. Wir verließen die Stadt und fuhren in die Backwaters. Mit Backwaters ist gemeint - der Bereich des großen und verzweigten Flussdeltas in dem die Flut das Meerwasser hineintreibt – so dass Tidenhub entsteht. In Kerala ist das Gebiet dieser Backwaters sehr groß und es gibt ein sehr weit verzweigtes System von Flussarmen. Dadurch entstand eine Kultur bei der viele Transporte und Lebensbereich an die Nähe zum Wasser angepasst wurden.

An unserem Zielort wurden wir von einem älteren Dorfbewohner in Empfang genommen und auf mehrere Holzboote verteilt. Die Boote werden von einem Mann „stakend“ angetrieben – ähnlich wie die Boote in Venedig.
Ein breiterer Teil des schmalen Flusses

Unser Bootsmann

Seerosen in den Backwaters

So schipperten wir durch sehr kleine Kanäle und beobachteten die Natur bevor wir an einer Kokosnuss-Farm Halt machten. Dort wurden wir darüber aufgeklärt wie der  Rohstoff Kokosnuss verarbeitet wird. Zunächst die äussere Schale entfernen – dann Kokosnuss halbieren und trocknen. Aus dem Fleisch wird später Kokosnuss-Öl gepresst und das Restfleisch wird zum Kochen bzw. als Viehfutter genutzt. Die Schalen dienen als Brennstoff oder zur Herstellung von Souvenirs.
Die gespaltenen Kokosnüsse werden zum Trocknen ausgelegt (48h)

Am nächsten Punkt unserer Reise besuchten wir eine Gewürzfarm in der wir Pfeffer, Muskat, Zimt und andere Gewürze kennenlernten.
Unser lokaler Guide vor einem Muskatnussbaum

Zu unserer großen Freude war das Kennenlernen durchaus von der praktischen Natur so dass wir die Gewürze direkt von Pflanze probiert haben. Die Reisegruppe war auch durchaus unterhaltsam und ich kam mit diversen Amerikanern und Kanadiern ins Gespräch. Ein Mitreisender aus Seattle der dort bei einer Werft angestellt ist, berichtete, dass er die winterliche Auftragsflaute seit einigen Jahren dazu nutzt mindestens 3 Monate herum zu reisen.

Letzter Punkt war eine Seil Manufaktur. Die Seile werden in Heimarbeit aus Kokosnussfasern hergestellt. 
Ein Stückchen Kokosnuss-Seil wurde vom Guide in wenigen  Sekunden  mit großer Geschicklichkeit hergestellt und gleich dürfen wir (erfolglos) versuchen es zu zerreißen

Wir lernten einiges über das Leben der Dorfbewohner und darüber das die Heimarbeit und die „Kooperativen“ die die in Heimarbeit erstellen Produkte vertreiben häufig eine Domäne der Damen des Hauses sind. Für uns wurde es langsam Zeit ein traditionelles Mittagessen einzunehmen. Stilecht mit den Händen. Reis mit verschiedenen Pickles. Pickles sind am ehesten mit sehr würzigen Grillsoßen zu vergleichen.
Mittagessen

Dazu gab es auf Wunsch sogar (weniger Traditionell) Bier. Unser Nachmittag bestand aus der Reise in einem wesentlich größeren Boot mit kunstvoll geflochtenem Dach aus Bambus.

Der Antrieb war weiterhin ein älterer Herr mit einem langen Bambusstab.

Diesmal ging es über wesentlich breitere Arme und ich unterhielt mich länger mit einem Elektrotechnik-Professor aus San-Jose in Kalifornien.
Ein farbenfroher aber recht Menschenscheuer Kingfisher.
Nach der Rückfahrt mit dem Bus blieb noch genügend Zeit für eine Dusche bevor ich zu meinem Abendprogramm musste.

Ein Kochkurs mit Leelu stand an. Leelu ist eine freundliche und rundliche Dame die zusammen mit ihrem ebenfalls rundlichen Mann und einem riesigen und rundlichem Golden-Retriever ein Hostel betreibt. Abends bietet sie Kochkurse an in denen man u.a. lernt wie eine gute Hausfrau in Kerala ein Curry zubereitet. Ein sehr gemütliche Runde u.a. mit einem deutschen Pärchen aus Düsseldorf.
Die Meisterköchin

Unser Kerala-Curry beim sogenannten rösten.

Nach einigen Vorfällen im letzten Jahr hat die Regierung aus Sicherheitsgründen durchgesetzt, dass alle Touristen ab 23:00 Uhr in ihren Hotels sein müssen. Wer zu spät kommt darf erst eingelassen werden nachdem die Polizei informiert wurde. Die Restaurants schließen spätestens um 22:30, so dass man genügend Zeit hat um nach Hause zu kommen. Die Umsetzung erfolgt unterschiedlich streng, aber es ist auffällig das ab 22:00 Uhr in den Restaurants der Stadt ein emsiges Aufräumen beginnt.

23.01. Bangalore – Fort Kochi

Ich Frühstücke erst einmal am Flughafen von Bangalore. Nach meinen letzten Erfahrungen mit störrischen Beamten bleibe ich trotz Nebel und frischer Temperaturen außerhalb des Terminals. Als ich kurz nach 08:00 den Check-in von Air-India erreiche, höre ich vom Schalterpersonal, dass es noch zu früh ist um einzuchecken. Es sind noch 4 Stunden bis zum geplanten Abflug. Ein andere Air-India Kollege greift ein und so kann ich mein Gepäck doch einchecken.

Auf dem Flughafen versuche ich erneut erfolglos mein Glück mit dem Internet. Es scheitert daran das meine deutsche Handynummer nicht 10 Stellig ist. Warum ist das wichtig? Um Zugang zum Internet zu erhalten, muss man eine gültige Handynummer vorweisen an die ein Freischaltcode gesendet wird. Und Handynummern mit mehr als 10 Stellen sind per Definition von Tata ungültig. Damit bleibt es beim Offline tippen auf dem Netbook.

Mein Flug hat Verspätung aber verläuft sonst normal. Es gibt sogar einen kleinen Snack an Board. In Kochin nutze ich ein Taxi um mich zu meinem Wunschpunkt Fort-Kochin zu bewegen. Es ist ein sogenanntes Pre-paid Taxi. D.h. man sagt an einem zentralen Service Schalter wo man hin möchte und erwirbt dann einen Gutschein für diese Strecke. Ziel ist es das der Taxifahrer keine Fantasiepreise verlangen kann. Diesen Gutschein wiederum kann der Taxifahrer nur einlösen wenn man als Fahrgast darauf unterschrieben hat. Diese Unterschrift wiederum wird man als Fahrgast natürlich nur leisten, wenn man am Zielort angekommen ist. Eigentlich ein absolut sicheres Verfahren.


Auf dem Weg nach Fort-Kochi. Im Hintergrund die Brücken nach Ernakulum




Ich wollte nach Fort-kochin was auf einer Halbinsel liegt und etwas schwieriger zu erreichen ist, als der Hauptteil der Stadt Kochin. Fort-Kochin soll angeblich sehr viel schöner sein, als das Hauptgebiet der Stadt, deshalb meine Wahl. Die beiden Stadtteile sind durch einen Fluß voneinander getrennt. Mit einer Fähre kann man zwischen beiden Teilen wechseln. Ich wollte aber gerne direkt in Fort-Kochin ankommen um mich nicht mit der Fähre beschäftigen zu müssen. Der Taxifahrer nun brachte mich nach Kochin an das Fährterminal nach Fort-Kochin und jammerte das die Fähre mit Auto 50 Rupien kosten würde. Ich schaute ihn entgeistert an. Dann erklärte das die Straße wo ich hin möchte direkt in der Nähe des Anlegers sei. Ich schaute weiter entgeistert. Wir stiegen aus dem Auto er versuchte mir erneut die Fährüberfahrt schmackhaft zu machen. Ich blieb entgeistert. Schließlich bot er an das Auto zu parken und mich mit der Fähre zu begleiten. So kam es dann auch.
Auf der Fähre von "Vyper" nach Fort-Kochi. Im Hintergrund die chinesischen Fischernetze
Die Straße und das Hostel waren wirklich in der Nähe das Anlegers – sofern man wusste wohin man laufen musste. Er klärte noch etwas von „Straße nach Fort-Kochin geblockt“ nur um festzustellen, dass wir auf dem Weg zwischen Anleger und der Princess-Street wo ich hin wollte an einem Direktbus zum Flughafen vorbeiliefen. Zurück werde ich versuchen den Bus zu nutzen. Das Wunschhostel hatte noch ein Zimmer frei und ich konnte mich auf eine Dusche freuen.
Die Princess Street - mit dem Princess street inn auf der linken Seite


Inzwischen habe ich für morgen eine Ganztagesexkursion in die Backwaters gebucht und am Abend einen Kochkurs. Kochin gefällt mir sehr gut - Sehr freundliche Menschen und fast schon europäisches Ambiente. Man merkt die lange Koloniale Vergangenheit. Immerhin wurde auch Vasco-Da-Gama hier gesehen und hier ist er gestorben.

Montag, 30. Januar 2012

22.01. Weiterreise nach Hospet-Bangalore


Auschecken aus dem Hema-Hostel - Frühstücken und dann Reisebericht schreiben. Bis ich mittags hungrig werde. Ich suche noch einmal nach einem Internetcafe mit einem funktionierenden Drucker und habe beim dritten Versuch auch Glück. Die Ausdruckerei dauert für 3 Seiten dennoch 30min weil erst der Drucker angeschaltet werden muss und und und. Danach Mittag und eine kleine Wanderung durchs Dorf. Da die Energie für mein Netbook langsam knapper wird will ich an einem Restaurant mit Steckdosen weiter schreiben. Das ist jedoch eine Idee die sich nicht durchsetzen lässt, da der gesamte Ort keinen Strom hat. Die Computer die arbeiten, laufen über Batterien.
Ich setzte mich in das sehr schöne Buddha Cafe – welches von der Hauptstraße aus einige Minuten Fussweg entfernt liegt, dafür aber wunderbar angenehm ist. Ich ärgere mich etwas dieses Cafe und die zugehörigen Hütten nicht vorher besucht zu haben. Hier gefällt es mir spontan sehr viel besser als in meinem Hostel. Naja – jetzt ist es zu spät. Ich verbringe den gesamten Nachmittag in diesem Cafe bis es Zeit wird über den Fluss über zu setzten. Denn die Stadt Hospet von der mein Bus startet lässt sich sehr viel einfacher erreichen wenn man über den Fluss per Personenfähre übersetzt. (Eine Brücke ist noch in Bau – die alte Brücke war unerklärlicherweise kollabiert) Ich vereinbare mit einem der vielen Rikscha Fahrer das er mich um 21:30 am Shanti-Internet Cafe abholt.
Ich will die Zeit nutzen um Teile des Reiseberichts hochzuladen. Leider gibt es auch auf dieser Seite des Flusses kein Strom. Also sitze ich in einem sehr kleinen Restaurant und warte. Es wird Dunkel und es gibt keinen Strom. Irgendwann gibt es Strom – aber das Internet funktioniert nicht. Ich gebe auf und bestelle etwas zu essen. Da ich mich noch gut an die letzte längere Tour erinnere bestelle ich Spinat mit Käse und Reis. Auf das Essen wartend komme ich mit einem Deutschen ins Gespräch der ebenso von der Zerstörung der Stadt berichtet. Er versucht über eine Tierschutzorganisation dafür zu sorgen, dass im Falle der Zwangsumsiedlung die Tiere des Ortes auch Beachtung finden. Zusätzlich versucht auch er das Vorhaben der Regierung mehr Publik zu machen. Der Eigentümer des Guesthouses ist einer der Wenigen die offizelle Papiere zu seinem Besitz haben und strengt eine Klage gegen die Regierung an. Ich sage zu auch zu versuchen die Sache etwas mehr Publik zu machen.

Die Busfahrt beginnt gegen 23:15Uhr und verläuft holprig und laut. Ich nutze Ohropax (erstmalig überhaupt) und kann zumindest dösen. Es ist ein Sleeper Bus – d.h. es gibt Einzelbetten und Doppelbetten in denen man transportiert wird. Das ist einigermaßen bequem und da der Bus kein Videosystem und keine Klimaanlage hat könnte die Reise ganz gut verlaufen. Blöd ist, dass der Ticket-meister mir ein Platz in einem Doppelbett reserviert hat. Mein Schlafpartner ist ein gut gebauter und schon schnarchend im Bett liegender Inder Anfang 50. Zum Glück bietet mir ein netter Israeli das verwaiste Einzelbett seines Kollegen an, der die Reise nicht angetreten hat. Die Straßen sind in einem schlechten Zustand und wir hopern und poltern über die Schlaglöcher. Dazwischen immer wieder Stop-and-go und Überholmanöver mit und gegen verschiedene LKWs. Irgendwann erreichen wir eine Autobahn, ohne dass dies die Situation wirklich verbessert. Häufige Mautstation lassen auch diesen Teil der Reise unangenehm erscheinen. Trotzdem erreichen wir einigermaßen pünktlich unsere Endhaltestelle Bangalore und kurze Zeit später sitze ich erfolgreich im Flughafenbus – der mich mehr als rechtzeitig zum Flug bringt.

21.01. Hampi


An diesem Vormittag will ich meine Weiterreise organisieren. Das nächste Reiseziel soll die Stadt Fort-Kochi in Kerala sein. In der Region Kerala spielt das Buch „Der Gott der kleinen Dinge“ welches ich gerade lese.
Ich setze über den Fluss über um die Touristeninformation aufzusuchen. Ein netter Mitarbeiter hatte mir am Abend vorher und vor der schon geschlossenen Touristeninformation erzählt, dass viele Buchungsbüros sehr hohe Gebühren verlangen und das sie weniger Gebühr verlangen. Das Büro ist geöffnet sieht aber aus als ob gerade eingebrochen wurde. Der Raum ist Dunkel und nahezu leer. Im hinteren Bereich steht ein Schreibtisch mit einem Herren der desinteressiert in der Gegend herumschaut. Davor ein kleiner Tisch auf dem ein dickes DIN-A3 Buch liegt – das Buch ist geöffnet und verzeichnet in diversen Zeilen Eintragungen die ich nicht lesen kann. Es gibt keine Computer oder Broschüren oder irgendetwas anderes was man in einer Touristeninformation erwarten würde. In der Nähe des Buches steht ein interessiert wirkender Mann. Ich frage ihn nach Zügen nach Bangalore. Er meint „possible“ (=Es ist möglich). Dazu müssen wir ins Buchungsoffice gehen. Ich laufe ihm nach – wir tauchen ein in die kleinen Straßen in denen die Guesthouses und Restaurants liegen. Irgendwann erreichen wir das Office. Nach bloßen Augenschein hat dieses Büro rein gar nichts mit der Tourismusbehörde zu tun. Ich bin gespannt. Ein Computer. Ein älterer Herr am Computer – und um ihn herum 4 Personen die Ihm bei der Arbeit zusehen. Ich wiederum sitze vor dem Computer – kann den Monitor nicht sehen. Ich frage nach Zügen nach Bangalore für morgen. Er prüft. Während er wild auf seinem Rechner herumhakt betrachte ich die Zertifikate die er an der Wand hängen hat.

Das anscheindend wichtigeste Zertifikat ist von der Indischen Bahn-Behörde. Es sagt ungefähr das Folgende:

Überschrift: „Für wen auch immer die folgenden Information wichtig ist“
Inhalt: „Hiermit bestätigen wir das es dem Reisebüro Herrn xxx gestattet ist Zugverbindungen über die offzielle Homepage der Bahn – www.xxxx.com zu buchen“

Das heisst, der gute Mann darf das tun was alle tun dürfen. Die Homepage der Bahn aufrufen und dort Reisen buchen. Die Wichtigkeit dieses Zertifikats ist vergleichbar mit einen Zertifikat das es einem erlaubt „Indische Luft einzuatmen und sie auch wieder auszuatmen“.
Der ältere Herr gibt bekannt, dass die Züge für den 22.01. schon ausgebucht sind. Er könnte aber für den 23.01. noch Tickets bekommen. Egal in welcher Klasse – er notiert die die Preise: Sleeper-Class 450 Rupies – 3.Class AC – 850 Rupies – 2.Class AC 1200 Rupies – den Preis für die 1.Klasse gibt es nicht an. Jetzt verstehe ich was der Mann am Abend mit hohen Gebühren meinte. Der Ticketpreis für die 2.Class beträgt offiziell 750 Rupies. Gebühr sind also 450 Rupies. Nett.
Ich verschwinde mit dem Zettel und den Preisen. Während ich so in der Gegend herumstehe und überlege was ich tun soll komme ich mit einem Inder ins Gespräch. Ein Shopbesitzer der sich offensichtlich langweilt. Wir sprechen über Gott und die Welt. Er bestätigt die Geschichte, dass die Stadt zerstört werden soll und meint das er selbst zurück gehen wird nach Rajastan. Er empfiehlt mir ein besseres Buchungsbüro indem ich einen Bus nach Bangalore für den nächsten Abend reserviere. 410 Rupies für den Bus – 50 Rupies Gebühr. Meine Laune hebt sich. Jetzt brauche ich noch Bargeld.
Das Abheben von Bargeld ist bei der Canara Bank möglich, dort angekommen wir mir mitgeteilt das der Automat ein Problem hat. 5Minuten soll die Reparatur dauern. Ich komme wieder  - der Automat ist weiter kaputt. Ich esse zu Mittag. Der Automat bleibt kaputt. Also miete ich ein Fahrrad um in die nächste Stadt zu fahren. 20min Fahrradfahrt liegen an. Der erste Automat der Stadt liegt innerhalb eines Bankgebäudes und ist damit unerreichbar – denn die Filiale ist geschlossen. Weiter durch die Stadt und schließlich taucht der ersehnte „24h Automat“ auf. So komme ich an mein Geld und darf gut 25min zurück nach Hampi radeln. Das Fahrrad wird zum Vermieter zurück gegeben und ich gönne mir eine frische Kokosnuss. Zu meinem Hostel muss ich noch den Fluss mit der Fähre überqueren. So kann man einen ganzen Nachmittag damit zubringen sich Bargeld zu organisieren.

Abends buche ich noch meinen Weiterflug von Bangalore nach Kochi und einige weitere Flüge die mich bis zum Ende meiner Reise mobil halten werden. Leider gestaltet sich die Suche nach einem funktionierenden Drucker schwieriger als erwartet. Es ist allerdings unbedingt erforderlich die Buchungsbestätigung der Airline auszudrucken – denn ohne Ausdruck darf man das Flughafengebäude nicht betreten und kann damit seinen Flug nicht antreten. Ich entscheide die Lösung des Druckerproblems auf den nächsten Tag zu legen. Es gibt endlich Abendessen.

20.01. Hampi-Island


Heute nehme ich mir vor auf “meiner” Flussseite zu bleiben und mit den Hanuman Tempel anzusehen. Dabei handelt es sich um einen Tempel der einen mehr als 600 Stufen Überwindung kostet bis man ihn erreicht hat.
Blick auf den Hanuman Tempel von Hampi aus
Die mehr als 600 Stufen

Diese Mühe nehmen erstaunliche Mengen von Gläubigen auch im hohen Alter auf sich. Ich reihe mich ein und staune über das hohe Tempo indem die Stufen von den Indern angegangen werden. Mehrere mit hochrotem Kopf rastende Europäer werden von den bestimmt doppelt so alten Indern überholt und so sind wir zügig auf dem Gipfel des Berges und damit am Tempel angekommen. Der Blick ist fantastisch. Die verwunsche Landschaft offenbart sich vollends. Eine wunderschöne Kombination aus großen scheinbar wahllos von einem Riesen angeordneten Granitfelsen und dazwischen grüne Reisfelder.



Auf dem Berg leben diverse Affen die scheinbar mit sich selbst beschäftigt wild in der Gegend herumtollen.

Als ich jedoch unvorsichtiger Weise einige Bananen herausholte hatte ich größte Mühe meine Besitzansprüche durchzusetzen. Erst als der Anführer der Affenbande eine kalte Dusche aus meiner Wasserflasche abbekam herrschte Ruhe. Gegessen habe ich die Bananen trotzdem erst später.
Weiter ging es mit dem Fahrrad nach Anegundi. Einer kleinen Stadt die in früheren Zeiten ebenso ein bedeutender Königssitz gewesen ist. Die Stadt zeigt noch heute die alte Stadtmauer und auch in ihrem Inneren gibt es viele Hinweisschilder was sich wo befunden hat oder noch befindet. Leider sind viele der Gebäude stark am verfallen. Trotzdem ein sehr interessantes Bild, wenn man sieht wie sich das heutige Leben mit den Ruinen arrangiert hat. Es gibt kaum Touristen und ich genieße eine ruhige Zeit beim Durchstreifen der Gassen.
Königspalast

Ein bemalter Elefant an einem Tempel

Chillies!

Mitten im Dorf...

Auf dem Rückweg zum Hostel nehme ich noch einen kleinen Abzweiger zu einem Restaurant irgendwo außerhalb aller Ortschaften. Das Restaurant finde ich nicht, allerdings kann ich ausführlich die Anlage von Reisfeldern beobachten. Düngen, Furchen, Sätzlinge aufs Feld schmeißen, Sätzlinge vereinzeln und und und. Damit beende ich das touristische Tagesprogramm.
Reisanbau. Vorne Düngen und vorbereiten der Setzlinge. Hinten Vereinzelung der Sätzlinge

Ein Ochse der auf der Straße herum läuft und zusammen mit einem weiteren Rindvieh durch eine Hüterin bewacht wird entscheidet sich das er Fahrradfahrer spontan eigenartig findet und flieht vor meinem Gefährt. D.h. ich treibe das Tier vor mir her und die Hüterin wiederum schaut etwas unglücklich aus. Nach einigen Metern in denen der Bulle keine Anstalten machte stehen zu bleiben, halte ich an und warte darauf, dass die Hüterin an mir vorbeijoggt und sich der Bullen annimmt. Sie schaffte es mit etwas Mühe und diversen Stockschlägen das Tier wieder zurück zu treiben. Ich kann passieren.

Abends genieße ich typisch israelisches Essen. Es ist sehr erstaunlich wie sehr sich die Hostels und Restaurants auf die israelische Kundschaft spezialisiert haben. Viele Werbeplakate sind in English und Hebräisch gedruckt. Es gibt sogar so etwas wie eine Synagoge und nahezu alle Restaurants bietet speziell Israelische Küche an. Schon auf den Andamanen war aufgefallen wie sehr sich die Isrealis abkapseln. Das verstärkt sich in Hampi noch – von Ausnahmen abgesehen. Die Israelis mit denen ich mich seit einigen Tagen herumtreibe bilden den Gegenpol und suchen aktiv den Kontakt zu anderen Kulturen. In längeren Gesprächen lerne ich viel darüber, dass sich die Mehrheit der Israelis Indien als Urlaubsland aussuchen weil es günstig ist, jedoch nicht wirklich daran interessiert ist das typische Indien kennenzulernen. Sie besuchen bevorzugt einige typische Orte von denen sie wissen, dass  es eine starke Israelische Infrasstruktur gibt. Dort bleiben dann gerne unter sich – inklusive eigenem Essen. Die Guesthouses mit den hebräischen Werbeschildern stellen sich also einfach auf eine sehr spezielle aber sichere Nachfrage ein. Denn der Zustrom an jungen israelischen Reisenden die ihren Militärdienst beendet haben reist nie ab.

Am Abend verlassen die Israelis die Stadt und reisen weiter – zumindest ist das so geplant. Am Ende Reisen nur 3 von 4 ab. Einer ist erkrankt und wird erst am nächsten Tag abreisen. Ich selbst muss mir auch langsam Gedanken über die Weiterreise machen und bemerke das es gar nicht so einfach ist aus Hampi wieder weg zu kommen. Es gibt eigentlich nur die Möglichkeit Richtung Goa zu reisen oder zurück nach Bangalore. Das Internet zeigt das zumindest kurzfristig keine Züge verfügbar sind. Ich bin mir aber so oder so nicht sicher welche Regionen noch auf meinem Wunschplan stehen. Ich verbringe einige Zeit mit dem Blättern im Lonely Planet. 

19.01. Hampi der Süden Teil zwei

Wieder mache ich mich auf den Weg über den Fluss, um meine Exkursionen vom Vortag fortzusetzen. Diesmal in aller Ruhe – ohne Zeitstress und den gefühlten Zwang einige Punkte abhaken zu müssen.


Ich hatte mich am Ende des ersten Tages gefragt wieso der Königinnenpalast Eintritt kostet während über den Königspalast nicht einmal richtig gesprochen wird. Heute will erforschen wo der Königspalast ist. Also über den Fluss schippern lassen, noch schnell etwas frühstücken – dabei die Hauptstraße und einige
Traveller Klamotten :-)

Starke Konkurrenten um jede Art von Essen

Händler und motivierte Kunden

Treffen der Generationen


Geschäftsleute beobachten und schon bin ich auf der Reise. Diesmal lasse ich es sehr ruhig angehen und lasse mich durch die große Anlage treiben. Ich beginne mit einige Tempeln die sich direkt im „neuen“ Ort befinden. Dann miete ich mir erneut ein Fahrrad und erforsche weiter das „alte Hampi“ welches einst ca. 500.000 Einwohner hatte und auch der Königspalast ist nach kurzer Suche auffindbar – inklusive einer beeindruckenden Zahl von Nebengebäuden. Zwischen den Erforschungen ruhe ich gelegentlich aus und lese etwas.
Tempel auf einem Granitplateau

Blick in die verwunsche Landschaft um Hampi

Beeindruckendes Steinrelief
Die Ausgrabungen laufen weiter. Links vom LKW die Orginalzustand.

Auf dem Areal des Königspalasts in Hampi

Fotosession mit jungen indischen Besuchern

Auch Türen kann man aus Granit fertigen!

Irgendwo in einem Tempel...

Mein Herkules Expeditionsfahrrad. (Nein es hat wirklich keine Gangschaltung)


Am späteren Nachmittag geht es zurück in die aktuelle „Stadt“ Hampi. Dort schaue ich mir einige Touristenläden an und erfahre das die indische Regierung die aktuelle Stadt Hampi mitte Februar räumen will. Etwas präziser beschrieben wird die Regierung mit Bulldozern und ähnlichem die Läden und Hostels zerstören. Die Bewohner werden umgesiedelt – die Hostels, Läden und Restaurants werden jedoch nicht ersetzt, da häufig unklar ist ob die Gebäude legal errichtet wurden. Ich halte die Geschichte zunächst für eine Verkaufsmasche – aber in weiteren Gesprächen im Laufe der nächsten Tage wird sich dieses Gerücht erhärten. Zusätzlich erfahren ich das der Main-Bazar der heute recht armselig im letzten Herbst schon zerstört wurde.


Plan der Regierung scheint es zu sein, die gesamte alte Stadt Hampi zu einem großen Erlebnis zu machen – mit zentralem Eintritt und „sauberem“ Massentourismus aus der 30min entfernten Stadt Hospet. Ich fahre lieber etwas unorganisiert durch die Gegend und wohne in liebevoll gestalteten Hostels mit gemütlichen Bungalows zwischen Kokospalmen und relaxe in Hängematten die vor den Hütten gespannt sind.
Reispflanzung bei Hampi-Island

Donnerstag, 26. Januar 2012

18.01. Hampi Süden


Ich setze auf die andere Flussseite über und "stolpere" als erstes über einen Elefanten der dort jeden Morgen gebadet wird. Anschließend wird er in einen nahe gelegenen Tempel geführt. Dort kann man dem netten Wesen einige Rupien in den Rüssel stecken und wird (wenn der Betrag ausreichend war) mit dem Rüssel gesegnet.



Jetzt liegen also die Ruinen von Hampi direkt "vor" mir und ich miete mir ein Fahrrad. Die ersten Tempel sind fast in Laufreichweite und schon sehr beeindruckend.


Übersicht der "zweiten" Tempelanlage
Detail in Granit. Im Hintergrund ein "überdachter Weg"

Beeindruckende Details auf einer der Säulen

Ich folge dem Weg zum Vittala Tempel für den man Eintritt bezahlen muss. Hier findet sich der berühmte Steinwagen. Die Eintrittskarte gilt am selben Tag auch noch für 3 weitere Orte – ich nehme mir vor diese Punkte zu besuchen.
Der Weg zum Vittala Tempel

Der Steinwagen entsteht

Der Steinwagen

Leider gibt mein Fahrrad sich bockig und der Mantel am Hinterrad reißt von er Felge her auf, der Schlauch quillt hervor und platzt. So schiebe ich einen ziemlich holprigen und sowieso nicht fahrrad-tauglichen Weg zurück zum Verleiher. Der will natürlich das ich den Schaden bezahlen. Ein Haltung die ich erwartet habe, die ich jedoch nicht teile. Wir einigen uns darauf das ich 200 Rupies (=3 Euro) bezahle. Die Leihgebühr ist übrigens 50 Rupies. Mit einem anderen Fahrrad mit neuen Reifen fahre ich wieder los.

Ich habe sogar eine Karte für 5 Rupies erstanden – merke jedoch schnell das die Karte nicht viel helfen wird, weil sie z.B. nicht maßstabsgerecht ist. Die Landschaft ist beeindruckend und bergig. Ich komme langsam voran. Ich frage mich nach einiger Zeit wo die Tempel sind. Irgendwann eine T-Kreuzung und der Weg in die nächste Stadt südlich der Ruinen wird ausgeschildert. Ich wundere mich etwas und fahre den Weg entlang. Ein Staudamm und dann endlich eine kleine Stadt in der zwar keine Tempel, aber immerhin das Museum der Region ist. Das Museum ist sehr hilfreich um einen Eindruck von der Landschaft zu bekommen, denn es zeigt die gesamte Umgebung als Modell und so merke ich, dass ich nahe am Startpunkt einen Abzweiger verpasst habe.
Das sehr hilfreiche Modell von Hampi

(Wie ich später sehe ist auch nichts ausgeschildert…) Endlich mache ich mich auf den Weg zu den weiteren Ruinen und interessanten Orten.


Die Inder lieben es sich mit einem Fotografieren zu lassen. Gelegentlich  gebe ich ihnen zusätzlich meinen Fotoapparat...

Ein blühender Baum im Tempel

Ich beschränke mich auf die „Highlights“ für die mein Ticket gilt und lasse mich vom Palast der Königin beeindrucken und den Elefantenställen. Dann geht es zurück zum Fahrradvermieter und mit der kleinen Fähre wird nach Hampi-Island wo das Guesthouse ist, übergesetzt.
Ein Bad...

Gebäude im Bereich des Königinnen-palastes

Arbeiterin im Königinnenpalast

Ich versuche mich im Internet und esse mit den Israelis zu Abend.