Gegen 08:00 sollten wir aus dem Princess-Inn Hostel abgeholt
werden. Gegen 07:30 versuchte ich an ein Frühstück zu gelangen. Die Straßen von
Fort-Kochi waren Menschenleer – wenn man von einigen gelangweilten Wachleuten
absah. Einzig am Elite-Hotel und Restaurant regte sich Leben. In einem dunklen
und etwas kahlen Ort saßen einige Touristen und knusperten auf Daumendicken
Toastscheiben herum. Es gab eine kleine Bäckerei und ich suchte mir nach Lust
und Laune einige Sachen heraus – dazu bestellte ich einen Tee.
Pünktlich um 08:00 war ich zurück und zusammen mit 2 Frauen wurden wir in einen
kleineren Bus verfrachtet der noch einige weitere Hotels ansteuerte und sich so
schnell bis auf den letzten Platz füllte. Wir verließen die Stadt und fuhren in
die Backwaters. Mit Backwaters ist gemeint - der Bereich des großen und
verzweigten Flussdeltas in dem die Flut das Meerwasser hineintreibt – so dass
Tidenhub entsteht. In Kerala ist das Gebiet dieser Backwaters sehr groß und es
gibt ein sehr weit verzweigtes System von Flussarmen. Dadurch entstand eine
Kultur bei der viele Transporte und Lebensbereich an die Nähe zum Wasser
angepasst wurden.
An unserem Zielort wurden wir von einem älteren Dorfbewohner
in Empfang genommen und auf mehrere Holzboote verteilt. Die Boote werden von
einem Mann „stakend“ angetrieben – ähnlich wie die Boote in Venedig.
Ein breiterer Teil des schmalen Flusses |
Unser Bootsmann |
Seerosen in den Backwaters |
So
schipperten wir durch sehr kleine Kanäle und beobachteten die Natur bevor wir
an einer Kokosnuss-Farm Halt machten. Dort wurden wir darüber aufgeklärt wie
der Rohstoff Kokosnuss verarbeitet wird.
Zunächst die äussere Schale entfernen – dann Kokosnuss halbieren und trocknen.
Aus dem Fleisch wird später Kokosnuss-Öl gepresst und das Restfleisch wird zum
Kochen bzw. als Viehfutter genutzt. Die Schalen dienen als Brennstoff oder zur
Herstellung von Souvenirs.
Die gespaltenen Kokosnüsse werden zum Trocknen ausgelegt (48h) |
Am nächsten Punkt unserer Reise besuchten wir eine
Gewürzfarm in der wir Pfeffer, Muskat, Zimt und andere Gewürze kennenlernten.
Unser lokaler Guide vor einem Muskatnussbaum |
Zu unserer großen Freude war das Kennenlernen durchaus von der praktischen
Natur so dass wir die Gewürze direkt von Pflanze probiert haben. Die
Reisegruppe war auch durchaus unterhaltsam und ich kam mit diversen Amerikanern
und Kanadiern ins Gespräch. Ein Mitreisender aus Seattle der dort bei einer
Werft angestellt ist, berichtete, dass er die winterliche Auftragsflaute seit
einigen Jahren dazu nutzt mindestens 3 Monate herum zu reisen.
Letzter Punkt war eine Seil Manufaktur. Die Seile werden in
Heimarbeit aus Kokosnussfasern hergestellt.
Ein Stückchen Kokosnuss-Seil wurde vom Guide in wenigen Sekunden mit großer Geschicklichkeit hergestellt und gleich dürfen wir (erfolglos) versuchen es zu zerreißen |
Wir lernten einiges über das Leben
der Dorfbewohner und darüber das die Heimarbeit und die „Kooperativen“ die die
in Heimarbeit erstellen Produkte vertreiben häufig eine Domäne der Damen des
Hauses sind. Für uns wurde es langsam Zeit ein traditionelles Mittagessen
einzunehmen. Stilecht mit den Händen. Reis mit verschiedenen Pickles. Pickles
sind am ehesten mit sehr würzigen Grillsoßen zu vergleichen.
Mittagessen |
Dazu gab es auf
Wunsch sogar (weniger Traditionell) Bier. Unser Nachmittag bestand aus der
Reise in einem wesentlich größeren Boot mit kunstvoll geflochtenem Dach aus
Bambus.
Der Antrieb war weiterhin ein älterer Herr mit einem langen Bambusstab.
Diesmal ging es über wesentlich breitere Arme und ich unterhielt mich länger
mit einem Elektrotechnik-Professor aus San-Jose in Kalifornien.
Ein farbenfroher aber recht Menschenscheuer Kingfisher. |
Nach der
Rückfahrt mit dem Bus blieb noch genügend Zeit für eine Dusche bevor ich zu
meinem Abendprogramm musste.
Ein Kochkurs mit Leelu stand an. Leelu ist eine freundliche
und rundliche Dame die zusammen mit ihrem ebenfalls rundlichen Mann und einem
riesigen und rundlichem Golden-Retriever ein Hostel betreibt. Abends bietet sie
Kochkurse an in denen man u.a. lernt wie eine gute Hausfrau in Kerala ein Curry
zubereitet. Ein sehr gemütliche Runde u.a. mit einem deutschen Pärchen aus
Düsseldorf.
Die Meisterköchin |
Unser Kerala-Curry beim sogenannten rösten. |
Nach einigen Vorfällen im letzten Jahr hat die Regierung aus
Sicherheitsgründen durchgesetzt, dass alle Touristen ab 23:00 Uhr in ihren
Hotels sein müssen. Wer zu spät kommt darf erst eingelassen werden nachdem die
Polizei informiert wurde. Die Restaurants schließen spätestens um 22:30, so
dass man genügend Zeit hat um nach Hause zu kommen. Die Umsetzung erfolgt
unterschiedlich streng, aber es ist auffällig das ab 22:00 Uhr in den
Restaurants der Stadt ein emsiges Aufräumen beginnt.